"Ich zeichne Dinge, die mir auffallen und die mir gefallen", erklärt die Künstlerin. Die violett flirrende Blütenpracht des Jacarandabaumes etwa. Oder eine geheimnisvolle Chinesin. Diesen Stoff, den sie oft auf Zeitschriftenfotos findet, stellt sie im unmittelbaren Medium der Zeichnung und des Aquarells dar. Dabei überschreitet sie durchaus auch die Grenzen der Zeichnung, wenn sie etwa mit zu Netzen geknüpften Schnüren in den Raum vordringt.
Auswahl und Bearbeitung ihrer mannigfaltigen Motive scheinen sich einer bewussten Steuerung oft zu entziehen oder von der vorgängigen Wahl eines Materials oder einer Technik abzuhängen. "Was die Betrachter in meinen Bildwelten erkennen, was sie damit machen, kann ich nicht vorher bestimmen", sagt sie. Aber gerade diese Vorstellung fasziniere sie, dass beim Aufeinandertreffen von Werk und Betrachter etwas Unkontrollierbares geschehe, vielleicht in der Art einer kleinen Explosion. Und so stehen wir am Ende dieses Teils der Ausstellung vor einem überdimensionierten Eulenauge mit funkelnder Iris und einer Pupille so tief wie ein Teich. In diesem Auge spiegeln sich nicht nur die Welt und die Kunst, sondern auch wir als Betrachter.
Text: Adrian Aebi, BAZ Oktober 2006